Radtour: Atlantik - Pazifik
Nischni Nowgorod (russ. Ни́жний Но́вгород ( 1932 bis 1990 Gorki, russisch Горький) ist mit 1.272.527 Einwohnern (Stand: 2009) die fünftgrößte Stadt Russlands. Sie liegt an der Einmündung der Oka in die Wolga und ist die Hauptstadt der Oblast Nischni Nowgorod sowie des Föderationskreises Wolga. Um 1850 entwickelte sie sich zur Drehscheibe des russischen Handels und später zu einer Industrie-Metropole
Die Stadt wurde 1221 von Juri II. Wsewolodowitsch, dem Großfürsten von Wladimir, am Zusammenfluss der beiden wichtigsten Flüsse seines Reiches, der Wolga und der Oka, gegründet. Die wörtliche Übersetzung von Nischni Nowgorod lautet „Untere Neustadt”. Möglicherweise gab man ihr diesen Namen zur Unterscheidung vom älteren Nowgorod. Wie auch Moskau und Twer, gehörte Nischni Nowgorod zu jenen neugegründeten Städten, die aufgrund ihrer damaligen Bedeutungslosigkeit der Verwüstung durch die Mongolen entgingen, sich dann aber in der Zeit des „Tatarenjochs” (Herrschaft der Goldenen Horde vom 13.–15. Jahrhundert) zu wichtigen politischen Zentren entwickelten. Die Bedeutung von Nischni Nowgorod nahm weiter zu, nachdem es im Jahre 1350 zur Hauptstadt des Fürstentums Susdal erklärt worden war. Der Großfürst Dmitri Konstantinowitsch (1328-1383) war bemüht, die Hauptstadt seines Reiches zu einem ebenbürtigen Rivalen Moskaus zu machen: Er ließ eine steinerne Festung und mehrere Kirchen bauen und machte sich um die Geschichtsschreibung verdient. Die älteste erhaltene Abschrift der berühmten Nestorchronik wurde im Jahr 1377 in seinem Auftrag von dem Mönch Lawrenti erstellt.
Nachdem die Stadt 1392 Teil des Großfürstentums Moskau geworden war, nannten sich die Fürsten von Nischni-Nowgorod „Schuiskie“ und siedelten nach Moskau um, wo sie wichtige Positionen am Hof bekleideten und kurzzeitig, mit Wassili IV., den Thron erklommen. Nischni Nowgorod wurde von den Moskowitern vor allem als wichtige Festung bei ihren Kriegen gegen die Kasaner Tataren angesehen. Der gewaltige Kreml aus rotem Ziegelstein, eine der mächtigsten und ältesten erhaltenen russischen Festungen, wurde in den Jahren von 1508 bis 1511 unter der Anleitung von „Peter dem Italiener” errichtet. Als die Tataren die Festung 1520 und 1536 belagerten, erwies sie sich als stark genug und hielt den Angriffen stand.
1612 vertrieb eine Volkswehr, die vom Nischni-Nowgoroder Kaufmann Kusma Minin aufgestellt worden war und vom Fürsten Dmitri Posharski angeführt wurde, die polnischen Truppen aus Moskau und beendete damit die so genannte „Zeit der Wirren“. Die Gebeine Minins liegen im Nischni Nowgoroder Kreml.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte, und wurde von den Stroganows, einer der reichsten Kaufmannsfamilien Russlands, als Stützpunkt und Niederlassung für ihre Unternehmungen gewählt. Der spezifische, um 1700 in Nischni Nowgorod entstandene Architektur- und Ikonenstil, wird als „Stroganow-Schule“ bezeichnet.
Im Jahr 1817 wurde die Messe von Makarjew, einer der lebhaftesten Handelsmärkte der damaligen Welt, nach Nischni Nowgorod verlagert, was seit dieser Zeit Jahr für Jahr Millionen von Besuchern in die Stadt lockte. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sie sich als die Handelsstadt des Russischen Reiches etabliert. Weitere Wirtschaftszweige begannen sich zu entwickeln, und zu Beginn des 20.Jahrhunderts war die Stadt auch eines der wichtigsten Industriezentren des Landes. Das trostlose Leben des Proletariats in dieser Stadt wird in den Romanen von Maxim Gorki, der in Nischni Nowgorod geboren wurde, realistisch beschrieben. Eine berühmte Redensart, die Nischni Nowgorods Bedeutung als Handelsstadt widerspiegelt lautet: Moskau ist das Herz Russlands, Petersburg der Kopf und Nischni Nowgorod seine Tasche.
1932, nachdem Maxim Gorki offiziell als proletarischer Schriftsteller anerkannt worden war, wurde die Stadt in Gorki (Горький) umbenannt, erst nach der politischen Wende erhielt sie 1990 ihren alten Namen zurück.
In den 1930er Jahren erhielt Nischni Nowgorod den Status einer so genannten „geschlossenen Stadt”, die von Ausländern nicht besucht werden durfte. Grund dafür waren die hier ansässigen Betriebe, die auch Rüstungsgüter herstellten. 1932 wurden eine Automobil- und eine Flugzeugfabrik eröffnet. In Nischni Nowgorod wurden unter anderem Atom-U-Boote, Kampfflugzeuge (etwa die MiG-29 oder die MiG-31) und Panzer produziert. Erst 1991 wurde die Stadt wieder für Besucher geöffnet.
Ebenfalls in den 1930er Jahren überholte Nischni Nowgorod nach Einwohnern die bei der Volkszählung 1926 noch größeren Städte Saratow und Rostow am Don, wurde somit zur drittgrößten Stadt der RSFSR und blieb dies bis Ende der 1980er Jahre, als es von Nowosibirsk übertroffen wurde (und 2005 auch von Jekaterinburg).
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